Gefährdet

14. Februar 2023
Gefährdet: Hugo-Junkers-Str. 1, Hugo-Junkers-Siedlung in Grünwald, 1935–1939

Das Haus Nr. 1 der Hugo-Junkers-Siedlung in Grünwald soll in ein Wohn- und Geschäftshaus umgewandelt werden. Mit neun weiteren Einfamilienhäusern bildet es jedoch eine einheitliche Baugruppe, die damit zerstört würde.

Der drohende Abbruch konnte erfreulicherweise vorerst verhindert werden: das Landratsamt München hat ein Abrissverbot erteilt und am vergangenen Dienstag beschloss der Gemeinderat in Grünwald eine Veränderungssperre und die Aufstellung eines Bebauungsplans für die Hugo-Junkers-Straße 1–19. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege prüft den Ensembleschutz.

Bayerisches Denkmalschutzgesetz – BayDSchG
(1) Denkmäler sind von Menschen geschaffene Sachen oder Teile davon aus vergangener Zeit, deren Erhaltung wegen ihrer geschichtlichen, künstlerischen, städtebaulichen, wissenschaftlichen oder volkskundlichen Bedeutung im Interesse der Allgemeinheit liegt.

Das Interesse der Allgemeinheit zeigt sich nicht zuletzt an dem gewaltigen Medienecho des vom Abriss bedrohten Sep-Ruf-Hauses Hugo-Junkers-Straße 1, siehe unsere Presseschau.

>>> News

>>> Hugo-Junkers-Siedlung

>>> Presseschau

>>> Denkmalnetz Bayern

News

+++ Für die Hugo Junkers Siedlung wurde der Ensembleschutz hergestellt. Klicken Sie auf das Laufband. +++

29.12.2023, Jahresrückblick, Stefan Galler, Süddeutsche Zeitung
>>> Vereint für das Sep-Ruf-Haus. Dank des engagierten Einsatzes von Anwohnern, Gemeinderäten und Denkmalschützern wird das Gebäude in Grünwald vor dem Abriss gerettet.

28.12.2023, Jahresrückblick, Münchner Merkur
>>> Ruf-Haus gerettet. Gebäudezeile bleibt erstmal, wie sie ist.

19.04.2023, Stefan Galler, Süddeutsche Zeitung
>>> Veränderungssperre gilt für alle. Der Eigentümer eines Sep-Ruf-Hauses muss seine Pläne zumindest zurückstellen.

22.03.2023
Der Gemeinderat Grünwald hat in seiner Sitzung am 21.03.2023 eine Veränderungssperre und die Aufstellung eines Bebauungsplans beschlossen.

Diese Gebäude haben einen historischen Wert und eine besondere Bedeutung für das Ortsbild der Gemeinde. Änderungen der baulichen Gestaltung der Gebäude würden deshalb zu einer erheblichen Beeinträchtigung des Ortsbilds führen. Zur Sicherung der aus der Sicht der Gemeinde gebotenen Baugestaltung sollen diese Grundstücke deshalb gem. § 30 Absatz 1 BauGB qualifiziert überplant werden.

>>> Bekanntmachung über die Veränderungssperre für die Grundstücke Fl.Nrn. 670, 671, 672, 673, 674, 675, 677, 678, 679 und 680, an der Hugo-Junkers-Str. 1, 3, 5 ,7 9, 11, 13, 15, 17 und 19, 82031 Grünwald

>>> Bekanntmachung des Aufstellungsbeschlusses des Bebauungsplans Nr. B 56 „Hugo-Junkers-Straße 1 bis 19“ gemäß § 2 Absatz 1 Satz 2 BauGB

Termine
>>> Dienstag, 21. März 2023, Sitzung Gemeinderat Grünwald

>>> Montag, 13. März 2023, 19 Uhr, Rathaus Grünwald, großer Sitzungssaal:
öffentliche und nicht öffentliche Sitzung des Bauausschusses

>>> Montag, 13. März 2023, 17.30 Uhr, Bayerisches Fernsehen (BR), Abendschau – Der Süden

Hugo-Junkers-Siedlung

Gefährdet: Hugo-Junkers-Straße 1, Grünwald

Sep Ruf plante die kleine Wohnanlage ab 1935 für den Schwiegersohn von Hugo Junkers, Hayo Folkerts und dessen Frau Ruth. Mit Errichtung der Siedlung wurde die Straße deswegen auch nach Hugo Junkers benannt. Die zehn mal zehn Meter großen giebelständigen Wohnhäuser mit steil geneigtem Satteldach und einem charakteristischen Rundfenster im 7 Meter hohen Giebel sind mit einer Mauer verbunden und reihen sich gestaffelt aneinander. Funktionale Grundrisse sowie die sich zum Garten öffnenden Wohnräume, gestaltet von Karl Foerster-Bornim, sorgen für viel Licht im Inneren der Häuser. Um Licht entsprechend dem Lauf der Sonne in den Wohnraum zu holen, ist auf der Südseite ein Eckfenster ausgebildet.

Im Wohnhausbau sah Ruf zeitlebens eine „soziale und grundsätzliche Aufgabe“, die für ihn darin bestand, „einen Wohnorganismus zu gestalten, der dem darin wohnenden Großstadtmenschen Licht, Luft und Sonne und einen Sitzplatz im Freien, im Garten gewährt, uneingesehen von der Straße, wo er zu einem Großteil des Jahres sich aufhalten kann.“ Rufs Ideal, soziale und menschenwürdige Wohnverhältnisse zu schaffen, ist ein Grundgedanke des Neuen Bauens der Weimarer Republik, dem er sich auch in den 1930er-Jahren verpflichtet sah. Alle wesentlichen architektonischen Gedanken und baulichen Elemente, die Rufs spätere Arbeiten kennzeichnen, sind hier bereits vorhanden.

Die Hugo-Junkers-Siedlung wurde 1993 unter Denkmalschutz gestellt, das Haus Nr. 1 aber 1998 per Gerichtsbeschluss – mit einer nicht nachzuvollziehbaren Begründung – wieder aus der Denkmalliste herausgenommen.

Die Junkers Motorenbau-G.m.b.H. gründete 1936 eine Zweigniederlassung ihres Dessauer Firmensitzes in München-Allach. Gesellschafterin des Unternehmens war nach dem Tod von Hugo Junkers (1935) seine Frau Therese, die der von ihrem Mann 1915 gegründeten „Forschungsanstalt Prof. Junkers“ vorstand. Als reiner Rüstungsbetrieb produzierte Junkers in Allach Flugzeugmotoren für die Luftwaffe. Der Siedlung kommt somit auch als historisches Dokument und Zeitzeuge besondere Bedeutung zu.

Immer wieder werden Bauten der frühen Moderne in Bayern geopfert, dieses einzigartige Ensemble des bedeutendsten bayerischen Architekten der Moderne darf nicht zerstört werden.