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1951

10. Januar 2021
Sep Ruf Gesellschaft „daheim“

Vor 70 Jahren: 1951

Solange keine kulturellen Veranstaltungen stattfinden dürfen, stellen wir Ihnen in den nächsten Wochen Sep Rufs Bautätigkeit aus dem Jahr 1951 vor. 1951 war eines der fruchtbarsten Jahre seiner noch jungen Architektenkarriere. Sep Ruf erhält die Aufträge für die HICOG-Siedlungen in Bonn, die Bayerische Staatsbank wird in Nürnberg am Lorenzer Platz eröffnet, die Akademie der Bildenden Künste im Waldgebiet am Nürnberger Tiergarten ist im Bau und in München wird das Wohnhaus an der Theresienstraße fertiggestellt sowie das Gelände der Herzog-Max-Burg vollständig von Trümmerschutt geräumt. Beim Darmstädter Gespräch „Mensch und Raum“, wo die Leitbilder des Wiederaufbaus diskutiert werden, erläutert Sep Ruf seine Gedanken über „das offene, naturverbindende Bauen“, das er mit dem Pavillonensemble der Nürnberger Akademie erstmals umsetzt. Lassen Sie sich überraschen, was 1951 sonst noch alles passiert ist. Die einzelnen Einträge werden kontinuierlich mit Informationen hinterlegt und ergänzt. Schauen Sie also immer wieder einmal auf unserer Webseite vorbei.

1951


Im Januar zieht das Wiederaufbaureferat die letzten Bagger von der Zwischenkippe Maxburg ab. Damit ist die Schutträumung auf dem Gelände der Herzog-Max-Burg beendet. Nur der Turm sowie der westlich gelegene Gebäudeteil bleiben von dem Stadtschloss der Wittelsbacher stehen.
Bereits 1949 hatte der Geschäftsmann Hans Sixt ein größeres Teilgebiet des Areals am Lenbachplatz gepachtet und ließ dort von dem Architekten Gerd Wiegand einen modernen weißen Bau mit umlaufender Fensterfront als demontable Tankstelle mit Werkstatt errichten (Foto, um 1950).

10.01.: Sep Ruf erhält die Aufträge für drei große Bonner Wohnbauvorhaben für amerikanische und deutsche Angestellte der HICOG in den Stadtteilen Plittersdorf, Muffendorf und Tannenbusch. Die aus diesen Projekten erwachsenen Kontakte zu dem Amt der amerikanischen Hochkommissare führen dazu, dass Sep Ruf 1951 auch für den Bau des Verwaltungsgebäudes der HICOG im Naturschutzgebiet Mehlem hinzugezogen wird, da es Schwierigkeiten bei der Genehmigung der Baumaßnahme gab. Das von Ruf überarbeitete Gebäude fand Eingang in Wolfgang Koeppens von Ende 1951 bis zum Frühjahr 1953 geschriebenen Roman „DasTreibhaus“: „Das amerikanische Kommissariat war ein Pfahlbau im Wald, eine nüchterne Konstruktion aus Beton, Stahl und Glas und doch, wie es da stand, ein romantisches Schloß aus dem deutschen Märchen, ein Wolkenkratzer vom Broadway hierher verschlagen und auf Betonklötze gesetzt, als fürchte er, der Rhein werde aus seinem Bett steigen, ihn zu verschlingen […].“
>>> HICOG Builds For the Future
>>> Sehnsuchtsorte in der Bonner Republik: Wolfgang Koeppens „Treibhaus“-Roman (Dr. Benedikt Wintgens)

15.02.: Der amerikanische Hohe Kommissar John McCloy und Bürgermeister Heinrich Hopmann setzen den ersten Spatenstich für die HICOG-Siedlung im Ortsteil Plittersdorf. Innerhalb eines halben Jahres entstehen rund 500 Wohnungen für Mitarbeiter der US-Botschaft.

09.03.: 43. Geburtstag von Sep Ruf, ein Freitag

21.03.: Das Verwaltungsgebäude der „neuen Dorfmitte Allach“, dessen Bau 1939 begonnen worden war, wird eröffnet. Nach Plänen Rufs übernahm Architekt Bauer aus Obermenzing die Fertigstellung.

06.04.: Aus Anlass des 75. Geburtstages von Papst Pius XII. trifft der Stadtrat den Beschluss die Pfandhausstraße, die das Gelände der Herzog-Max-Burg begrenzt, in Pacellistraße umzubenennen. Als der Dankesbrief des Papstes verlesen wird, erheben sich die Fraktionen von ihren Stühlen. SPD und KPD verweigern die Geste. Die Rolle von Pius XII im Nationalsozialismus ist bis heute noch nicht vollständig geklärt.
>>> Süddeutsche Zeitung, 17.02.2020


07.04.–15.04.: Das Wohnhochhaus an der Theresien- / Ecke Türkenstraße ist fertiggestellt. Zwei Musterwohnungen im 1. und 3. Stock können besichtigt werden. 
>>> So könnte der Wohnraum ausgesehen haben
>>> Zum Wohnhaushochhaus, siehe „Take Max“

21.04.: Am Tegernsee, seit 1938 Wohnsitz von Sep Ruf, wird die Wallberg-Seilschwebebahn eröffnet.


Im Mai reicht Sep Ruf die Bauanträge für die Landhäuser am Ackerberg ein. Die Bauanträge werden wegen „ungewohnter Bauweise“ zunächst abgelehnt. Im August berichtet die Presse über die geplanten Häuser.
>>> „Bonzen, Bonn und ‚Berghof‘“, Die Deutsche Woche, 11.8.1951


18.06.: Eröffnung der Bayerischen Staatsbank Nürnberg. Hans Eckstein würdigt den Bau, der überzeugend zeigt, „daß sich das gute Neue mit dem guten Alten vortrefflich verträgt.“ (SZ, 22.06.1951). Im Oktober ist das Gebäude von Sep Ruf auf dem Titel der Zeitschrift „Bauen und Wohnen“.
>>> Buchumschläge, Münzen und ein Bankhaus, SZ, 22.06.1951

03.07.–12.08.: Constructa-Bauausstellung Hannover: Auf dem Stand des „Vereins zur Behebung der Wohnungsnot e.V.“ ist das Modell des Wohnhochhauses an der Theresienstraße ausgestellt.

11.07.: Das Buch „Der Weg zur Eigentumswohnung“ von Carl Wirths unter Mitarbeit von Sep Ruf erscheint im Domus-Verlag Bonn.
>>> Auszug

14.07.: Seit Oktober 1947 war Sep Ruf Professor für Architektur an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg, die kriegsbedingt im Deutschordensschloss in Ellingen ausgelagert war. 1951 zählten zu seinen Schülern u.a. Eberhard Brandl, Emil Mai und Willi F. Ramersdorfer.
>>> Notenliste Sommersemester 1951

27.07.: Georg Lill stirbt in München. 1929 wurde Lill Direktor des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege. Er behielt diese Stelle bis zu seiner Pensionierung 1950. Im Wiederaufbau setze sich Lill vehement für den Erhalt bayerischer Kulturdenkmäler ein.

03.08.: Die Süddeutsche Zeitung berichtet, dass der Wiederaufbau des „Isar-Hauses“ in der Giselastraße 21/23 abgeschlossen ist. Sep Ruf bezog 1932 sein erstes eigenes Atelier im Rückgebäude des Hauses Giselastraße 23 im dritten Stock. Nachdem sein Atelier im Zweiten Weltkrieg ausgebombt worden war, leitete er den Wiederaufbau des Doppelhauses und richtete dort abermals sein Architekturbüro ein.
>>> Die Giselastraße von 1900–1944: Der Standort von Sep Rufs erstem Atelier

04.08.–06.08.: Darmstädter Gespräch „Mensch und Raum“


29.08.–25.09.: Bauen in den USA – Amerikanische Architektur seit 1947, Ausstellung im Amerikahaus (von 1948 bis 1957 im ehemaligen „Führerbau“, Arcisstraße)
Hans Eckstein empfiehlt den Gegnern des Flachdachs einen Besuch der Ausstellung: „Es sind auch kleine ebenerdige Häuser darunter, die in ihrer Bungalow-Bescheidenheit etwa jenen von Sep Ruf am Tegernsee geplanten entsprechen. Auch wenn man die Architektur nicht schön finden sollte, so könne man sich doch niemals so über sie ärgern, wie über die vielen, in etwas sächsisch und international-heimatschützlerisch gebrochenem Altbayrisch fidel über den Tegernsee hinweg jodelnden Villen“. (SZ, 31.08.1951)
>>> „Etwas Architektonisches und nicht so ein Häuserl“
(Ludwig Erhard und sein Architekt Sep Ruf, in: Die politische Meinung, Mai 2017)

Im September erhält Sep Ruf einen Preis im Wettbewerb für die ECA-Entwicklungsbauten München (Milbertshofen).

07.09.: Die Baugenehmigung für die Wohnanlage am Habsburgerplatz mit dem Wohnhaus Franz-Joseph-Straße 26 wird erteilt.

15.09.: Die Baugenehmigung für das Marienheim, Schellingstraße wird erteilt.

21.09.: Der Kaufhof am Stachus von Theo Pabst wird eröffnet. Das Gebäude war „im amerikanischen Bautempo von nur 28 Wochen erstanden“. Bereits nach kurzer Zeit musste das Haus wegen Überfüllung mehrmals geschlossen werden. Ein alteingesessener Münchner Geschäftsmann ließ sich von dem neuen Kaufhaus nicht beeindrucken, er äußerte: „Der Kaufhof ist für uns höchstens 6 Monate Konkurrenz.“
>>> Herbert Jarosch, Der Kaufhof am Stachus – München, 1951, in: Regina Stephan, Theo Pabst (1905–1979). Architektur im Kontinuum über alle Zeiten, Baunach 2008, S. 46–53

27.10.: Der Kunsthistoriker Ludwig Grote, der eine enge Verbindung zum Bauhaus unterhielt, wird Direktor des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg. In den folgenden Jahren realisiert Sep Ruf in enger Abstimmung mit ihm den Wiederaufbau des Museums.


Im Dezember erfolgt schließlich ohne größere Proteste der Öffentlichkeit doch noch die Abtragung der Fassade der Herzog-Max-Burg an der Pacellistraße. Nur der Turm bleibt stehen.

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Beitragsfoto: Reger Andrang vor dem Wohnhochhaus an der Theresienstraße. Hier konnten vom 7. bis 15. April 1951 zwei von Sep Ruf eingerichtete Musterwohnungen besichtigt werden.

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