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Siedlung_Plittersdorf

März/April 2024
Amerikanischer Club in Bonn-Plittersdorf soll Ort der Demokratie werden.

„Angesichts der aktuellen Weltlage stehen sowohl das politische/gesellschaftliche Konzept ‚Demokratie‘ sowie viele demokratisch verfasste Staaten enorm unter Druck. In der Open Embassy for Democracy werden ganz unterschiedliche Menschen zusammenkommen, um sich über diese Gefahrenlage klar zu werden, um Informationen über den Wert der Demokratie aufzunehmen und Bedingungen zum Gelingen und Scheitern demokratischer Prozesse kennenzulernen; um Teilhabe an Demokratie praktisch zu erfahren, um zugleich Ideen und Konzepte zur Stärkung, zum Schutz, zur notwendigen Wandelbarkeit etc. von Demokratie und allen mit ihr verbundenen Aspekten zu erarbeiten und von der Open Embassy aus nach außen zu tragen: ‚doing democracy‘.“

Montag Stiftungen


Amerikanische Wohnsiedlung Bonn-Plittersdorf

Die Siedlung Plittersdorf wurde 1951 für amerikanische Mitarbeiter der „Hohen Kommission“ (HICOG) errichtet. Unter der Leitung von Sep Ruf (mit Apel, Letocha, Roherer, Herdt) entstanden 454 Wohnungen und fünf repräsentative Einzelhäuser. Die Siedlung besitzt eine umfassende Infrastruktur, Angebote für Bildung, Kultur und Freizeit: Theater, Shoppingcenter, Kino, Baseballfelder, Clubhaus, Schule und Kindergarten. Sie wird „Klein-Amerika“ getauft und gehört nicht mehr zum deutschen Hoheitsgebiet. „Im nunmehr exterritorialen Gelände der Siedlung lag die Planungshoheit in den Händen der Amerikaner, während die Straßen und deren Beleuchtungsvorrichtungen deutsches Eigentum blieben.“ (Stadt Bonn, Amt 61, Untere Denkmalbehörde 20010, S. 3) Die Bauten sind eingebettet in eine von den Gartenarchitekten Hermann Mattern und Heinrich Raderschall geplante Grünanlage. Im Jahr 2000 wurde die Siedlung unter Denkmalschutz gestellt. Sie ist architektonisch, historisch und politisch von großer Bedeutung für die deutsche Nachkriegsgeschichte.


Siedlung Bonn-Plittersdorf für amerikanische Angestellte der HICOG mit dem Amerikanischen Club

Bis zum Umzug der amerikanischen Botschaft nach Berlin war der Amerikanische Club fast 50 Jahre lang das Herz der amerikanischen Community und offener Anlaufpunkt für protokollarische und informelle Anlässe in Bonn. Das Gebäude des ehemaligen American Embassy Clubs steht sinnbildlich für „Demokratisierung“: Anfang der 1950er Jahre wurde im Sinne der „Re-education“ durch die offene, leichte Architektur mit der großen, vom Rhein her frei zugänglichen Rasenanlage ein bewusster Gegensatz zur monumentalen Architektur des Nationalsozialismus geschaffen. Die Geschichte des Ortes soll als Ausgangspunkt dafür dienen, das Verhältnis Deutschlands und der EU zu den USA immer wieder neu zu beleuchten, um voneinander zu lernen und gemeinsame Wege für die Zukunft der demokratischen Gesellschaften zu erkunden. Für das denkmalgeschützte Gebäude gab es bisher keine tragfähigen Konzepte. Es befindet sich in einem sehr schlechten, sanierungsbedürftigen Zustand. Die Sanierungskosten werden aktuell auf ca. 8-10 Mio. Euro geschätzt.

>>> Open Embassy for Democracy


Montag Stiftungen / © Karl Stegh

Projektmitarbeiter des Amerikanischen Clubs war Eberhard Brandl, der drei Semester an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg/Ellingen bei Sep Ruf studiert hatte (WS 1949/50–WS 1950/51).

>>> Rettet die amerikanische Siedlung Plittersdorf

>>> HICOG Builds for the Future, Juni 1952


Auf unserer Filme Seite: Die amerikanische Siedlung in Bonn: Klein-Amerika am Rhein


Bad Godesberg am Rhein, Amerikanische Wohnsiedlung Plittersdorf, Postkarte

Der aus dem Projekt entstandene Kontakt zu dem Amt der amerikanischen Hochkommissare führte dazu, dass Sep Ruf 1951 auch für den Bau des Verwaltungsgebäudes der HICOG im Naturschutzgebiet Mehlem hinzugezogen wird, da es Schwierigkeiten bei der Genehmigung der Baumaßnahme gab. 


Vorträge und Veröffentlichungen

Frank Möller, Zur Topografie des Kalten Krieges im Rheinland. Eine Spurensuche, Vortrag zur Jahrestagung 2018 des Brauweiler Kreises

„Zunächst zu zwei gewaltigen Gebäude- bzw. Siedlungskomplexen. Der erste mit 21.000 qm Bürofläche befindet sich in Bonn-Mehlem, in der Deichmannsaue 29-39. Von 1951-55 befand sich hier der Hauptsitz des US-High Commissioner of Germany (HICOG), ab 1955 dann die US-Botschaft. Der zweite Komplex ist ebenfalls ein HICOG-Projekte: die amerikanische Siedlung in Bonn-Plittersdorf.

Der Sitz des Hochkommissars ist insofern interessant, weil dort auch eine Geldquelle sprudelte, die der Finanzierung antikommunistischer Literatur und Aktionen diente. Witsch hat sich dort reichlich bedient. Mal wurden Beträge mit zahlreichen Durchschlägen beantragt und genehmigt, mal ging das Geld dort bar und ohne Quittung über den Tisch und verschwand in einem Aktenkoffer. Im Detail ist das in meiner Witsch-Biografie nachzulesen.

Die Siedlung für die amerikanischen Bediensteten in Plittersdorf ist heute ein Baudenkmal. Ihre Entstehungsgeschichte ist mit einem massiven und damals umstrittenen Eingriff in die Landschaft verbunden gewesen. Auch das ist ein Aspekt, den es zu verfolgen lohnen würde: Inwiefern haben Bauprojekte des Kalten Krieges Natur- oder Kulturlandschaften im Rheinland verändert?“

>>> Download

Anne-Julchen Bernhardt und Anna Marijke Weber, Transferelement. Amerikanische Siedlung Bonn Plittersdorf, in: Thomas Geisen, Christine Riegel und Erol Yildiz (Hg.) Migration, Stadt und Urbanität: Perspektiven auf die Heterogenität, Heidelberg 2017, S. 459–487

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Kerstin Walter, Baulichen Verdichtungsabsichten im weiträumigen Siedlungsgrün der 1950er Jahre begegnen – das Beispiel der Amerikanischen Siedlung in Bonn-Plittersdorf, in: Die Denkmalpflege 2017, H .2, S. 113–119

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Irene Meissner, Bundesdeutsche Staatsrepräsentation zwischen Provisorium und Weltausstellung, in: Alex Lehnerer und Savvas Ciriacidis (Hg.), Bungalow Germania Deutscher Pavillon. Katalog zum deutschen Beitrag auf der 14. Architektur-Biennale in Venedig 2014, Ostfildern 2014, S. 83–88

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Foto: American Embassy Club, 1957

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