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Blindeninstitut

Juli 2020
Drohender Teilabriss: Blindeninstitut – Schule und Heim mit Sondertagesstätte für geistig behinderte Sehbehinderte und Blinde in Rückersdorf bei Nürnberg, Dachsberweg 1

Bernhard Heid, Fürth; Landschaftsarchitekten: Edgar Tautorat, Ammerndorf
Wettbewerb 1989, 1. Preis
Bauzeit: 1991–1996
Gestaltungspreis der Wüstenrot Stiftung, 2002, Sonderankauf

Nach 25 Jahren planen der neue Vorstand und die Schulleitung des Blindeninstitut das Ensemble teilweise abzureißen und zu sanieren. Vom Abriss betroffen sind die prägnanten sternförmigen Schul- und Wohnheimpavillons, die durch orthogonale Baukörper ersetzt werden sollen, der langgestreckte Baukörper zur Bahn soll als Lärmschutz erhalten bleiben.

Bernhard Heid studierte von 1958–1963 bei Sep Ruf an der Akademie der Bildenden Künste in München, war dessen Meisterschüler und arbeite während des Studiums auch in Rufs Architekturbüro. Hier zeichnete er u.a. verantwortlich für die Wettbewerbe „Bebauung der ehemaligen Türkenkaserne, der ehemaligen Neuen Pinakothek und des sog. Bunkergeländes“ in München (1960, mit Walter Rüsseli, ein erster Preis) und für den „Neubau des Dienstgebäudes der Deutschen Bundesbank“ in Frankfurt am Main (1960/61). Für die neuen Bauaufgaben der Nachkriegszeit hatte Ruf exemplarische und maßstabsetzende Lösungen geschaffen, moderne Bauten, die sich respektvoll in die Umgebung einfügen und „würdige Lebensräume“ schaffen, dies war für Ruf keine formale Angelegenheit, sondern eine „geistige und soziale Verpflichtung“.

Nach dem Studium gründete Bernhard Heid sein eigenes Architekturbüro. Die Aufträge des Büros resultierten größtenteils aus gewonnen Wettbewerben, es wurden fast ausschließlich bemerkenswerte Projekte für die öffentliche Hand geplant und realisiert. Die von Rufs Lehre geprägte Architekturauffassung vertrat auch Heid. Mit seinen Bauten hat er dazu beigetragen, Fürth und der Region Franken ein modernes Gesicht zu geben. Dieses kommt insbesondere in der maßstabsgerechten Anlage des Blindeninstituts, die sich mit den hölzernen Pavillons und den großzügig geöffneten Glasfronten harmonisch und stimmig in den angrenzenden Wald einfügt, zum Ausdruck. Das Gebäude war 1997 Teil der von der Bayerischen Architektenkammer veranstalteten Architekturtouren und erhielt 2002 einen Sonderankauf im Gestaltungspreis der Wüstenrot Stiftung. Die architektonisch bedeutsame Anlage, die ein menschenwürdiges Dasein für die hier lebenden Menschen ermöglicht, überzeugt durch ausgewogene Proportionen und qualitätvolle Details und sollte in ihrer Gesamtheit unbedingt erhalten bleiben.

Architekturtouren 28./29. Juni 1997, Bayerische Architektenkammer, S. 88
„Die Zielvorstellung des Bauherrn, ein ‚Dorf‘, wurde mit Hilfe dreier erdgeschossiger ‚Heimsterne‘, die sich im Wald gruppieren, thematisiert. Zur Bahn im Süden werden die drei unterschiedlich gestalteten ‚Heimsterne‘ von zwei langgestreckten Baukörpern abgeschirmt, zwischen denen als Eingangszeichen die denkmalgeschützte Villa steht.
Die beiden Längsbaukörper mit erdgeschossigen Vorbauten nehmen einmal die Tagesstätte, einmal die Schule mit gedecktem Sport, Versorgung, Haustechnik, Therapieeinrichtungen und Verwaltung auf.“


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