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Zeitzeugengespraech Kanzlerbungalow

*** ABGESAGT ***
Die Veranstaltung wird nachgeholt

Montag, 9. März 2020, 18.00 Uhr
112. Geburtstag von Sep Ruf: Zeitzeugengespräch zum Bonner Kanzlerbungalow

mit Elisabeth Leutheusser-von Quistorp und Hanns G. Oberberger
Moderation: Wolfgang Jean Stock

Technische Universität München, Vorhoelzer-Forum, Arcisstraße 21, 80333 München,
Anfahrt: Download PDF

1963 beauftragte Vizekanzler Ludwig Erhard Sep Ruf mit dem Bau des Kanzlerbungalows in Bonn. Der von Ruf im Park zwischen Palais Schaumburg und Villa Hammerschmidt errichtete moderne, transparente Bau stellte eine völlig neue Form der politischen Repräsentation dar. Erhard identifizierte sich mit der Architektur so stark, dass er bei der Eröffnung erklärte, das Haus entspreche seinem innersten Wesen.

Vielen Kritikern erschienen die modernen Formen jedoch als nicht angemessen, der Bungalow wurde zum Politikum und entfachte eine Diskussion über moderne Architektur und Staatsrepräsentation, wie sie in Deutschland nie zuvor geführt worden war. Vom „Spiegel“ bis zur „Bildzeitung“ wurden zahllose Stellungnahmen ausgetauscht. Bereits als erste Angaben zu den Kosten der neuen Dienstvilla bekannt wurden, standen der „Maßhalte-Kanzler“ und auch sein Architekt heftig in der Kritik.

Die öffentliche Debatte erreichte ihren Höhepunkt, als Kurt Georg Kiesinger nach nur dreijähriger Amtszeit Erhards zu dessen Nachfolger gewählt wurde. Im Rahmen seiner Geburtstagsfeier bedauerte Adenauer Kiesinger, daß er nun in den Bungalow einziehen müsse und lästerte: „Ich fürchte, der brennt nicht mal, da kann kein Mensch drin wohnen. […] ich weiß nicht, welcher Architekt den Bungalow gebaut hat, aber der verdient zehn Jahre“. Über Sep Ruf brach eine wahre Hetzkampagne herein, gegen die der Deutsche Werkbund und viele Kollegen Stellung bezogen.

Trotz Streitereien und Veränderungen blieb der Bungalow der Ort, an dem sich die Gäste aus aller Welt mit dem jeweiligen deutschen Bundeskanzler trafen, wo sie architektonische Eleganz und Modernität sowie eine menschlich dimensionierte, bundesrepublikanische Repräsentation kennenlernten. Rufs Architektur wurde auch dadurch zu einem Leitbau deutscher Nachkriegsgeschichte.

>>> „Frau Erhard lässt bitten“, Quick, 8/65, 21.2.1965
>>> Eberhard Schulz, Der Bungalow des Kanzlers. Wie kann oder soll ein Regierungschef wohnen?, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.4.1967

Elisabeth Leutheusser-von Quistorp: Als Hausdame war sie der gute Geist im Kanzlerbungalow und die Schnittstelle zwischen Kanzleramt und den Bundeskanzlern Ludwig Erhard, Kurt Georg Kiesinger und Willy Brandt. Heute macht sie Führungen im Kanzlerbungalow und engagiert sich unter anderem für das 2018 eröffnete Ludwig Erhard Zentrum in Fürth.

Hanns G. Oberberger: studierte von 1958 bis 1963 Architektur bei Sep Ruf an der Akademie der Bildenden Künste München und war „Meisterschüler“. Bereits als Student arbeitete er bei Ruf im „Atelier“ und war später einer seiner Büropartner. Für die Planung des Kanzlerbungalows zeichnete Oberberger verantwortlich, seinen Arbeitsplatz bezog er im „Kanzler-Teehaus“ im Park des Palais Schaumburg in Bonn.

In Adenauers Teehaus im Park des Palais Schaumburg wurde der Kanzlerbungalow geplant.

Foto: © Wikipedia, Sir James, 2011
Beitragsfoto: Elisabeth Leutheusser-von Quistorp bei der Gästebewirtung im Kanzlerbungalow 1968, links: Aïssa Diori, Ehefrau des nigerischen Präsidenten, rechts: Marie-Luise Kiesinger, © KulturVision Aktuell

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