Erinnerungen an Sep Ruf (15) – Dagny Björnson Gulbransson (1908–1988)
Dagny Björnsson Gulbrannson, die dritte Ehefrau von Olaf Gulbransson, erinnert sich in ihrem Buch »Das Olaf Gulbranson Buch« an einen Brief von Olaf an Sep Ruf und an einen Besuch bei ihm:
»Zur gleichen Zeit hatte Sep Ruf eine schwere Operation überstanden. Er beglückwünschte Olaf zu seiner Genesung. Olaf schrieb zurück:
DAS WAR SCHÖN VON DIR DAS DU MICH NICHT VERGAS.
DU KANNST DOCH NICHT ALLEIN STERBEN, ICH BIN JA AUCH NOCH DA =
HIER /
ABER DU ENGEL DU BIST JA SCHNELL ZU RECHTEN ZEIT UMGEKERT.
DEINE ZWEITE HÄLFTE OLAVA
Olaf, der schwerer denn je zu bewegen war, seinen Berg zu verlassen, sagte doch ja zu einer Einladung von Ruf, der am Ackerberg, auf der anderen Seite des Tegernsees, wohnte. Bei ihm sollte er Ludwig Erhard kennenlernen und mit den alten Freunden Emil Frey, Werner Heisenberg, Karl Knappe und Richard Riemerschmid zusammenkommen. Im letzten Moment konnte er aber seinen Maria-Theresia-Taler, den er ständig an einer Kette um den Hals trug, nicht finden und wollte nicht gehen. ›Ich bin eitel wie ein Neger‹, behauptete er. Zu der weißen Lammfellhose zog er eine Trachtenjoppe an. Auf das leinene Bauernhemd hätte die Kette so gut gepaßt. Draußen, am Schwimmbecken, fand sie sich dann doch. Das von Ruf gebaute Haus interessierte ihn lebhaft. Die großen Glaswände zum See und der stufenlose Boden, der die Räume direkt ins Freie führte, gaben ihm das beglückende Gefühl, schon im Haus wie draußen zu sein. Das war nach seinem Sinn. ›Du hast die Sonne eingefangen! ‹ sagte er zu ihm. Bis in die Nacht hinein ging das Gespräch am offenen Feuer im Freien. Man sprach über das Schöpferische in der Kunst und in den Wissenschaften unserer Zeit.«
Das Olaf Gulbransson Buch von Dagny Björnson Gulbransson, München 1977, S. 362/363
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Beitragsfoto: Sep Ruf und Danny Gulbrannson auf dem Schererhof, Foto. Ludwig Thomeier, um 1972
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