18. Juli 2021
Bungalow – arte
In den Hollywood Hills steht das Stahl House, Inbegriff dessen, was Westdeutsche sich unter einem Bungalow vorstellen: Flachdach, viel Glas, Pool und mit Blick auf das Häusermeer von Los Angeles. Franzosen kommt beim Wort „Bungalow“ eher eine einfache Ferienhütte in den Sinn. Der Ursprung des „bangolo“ liegt in Bangladesch. Britische Kolonialherren exportierten die Bauform und das Wort Ende des 19. Jahrhunderts nach Europa.
Nach dem Zweiten Weltkrieg verband man den Bungalow mit amerikanischer Coolness und Bauhaus-Eleganz, mit dem sich zu Wohlstand gekommene Bundesbürger der Mittelschicht stilistisch vom Heimatstil der Nazizeit absetzen wollten. In den 60er Jahren entstand nach den Plänen Richard Neutras – eines in Österreich geborenen US-Amerikaners – in Mörfelden-Walldorf bei Frankfurt eine ganze Siedlung aus Bungalows. Als repräsentativer Bau für den bundesdeutschen Regierungschef und seine Gäste wurde der Kanzlerbungalow gebaut. Und der Quelle-Versandhauskatalog bot einen erschwinglichen Bungalow in Fertigbauweise an.
Die Aufladung des Begriffs mit einer Mischung aus Fernweh, Naturverbundenheit und Stil wirkt bis in die Gegenwart nach. So lautet der Refrain eines Hits der österreichischen Band Bilderbuch von 2017: „Komm vorbei in meinen Bungalow, by the rivers of cash-flow“. Dass das Bungalow-Konzept auch nachhaltig und zukunftsweisend sein kann, demonstriert der Bau einer „schwimmenden Schule“ in Bangladesch, konstruiert von Architekt Saif Ul Haque, der dafür mit dem Aga-Khan-Preis für Architektur ausgezeichnet wurde.
Regie: Stefanie Appel, 2020
Dauer: 27 Min.
Verfügbar: vom 18/07/2021 bis 15/10/2021
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Beitragsfoto: arte
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