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Erinnerungen an Sep Ruf – 3

Erinnerungen an Sep Ruf (3) – Karl Schwend (1890–1968)

In Folge (3) lassen wir Sep Rufs ersten Bauherrn Karl Schwend (1890–1868) zu Wort kommen. Ruf hatte den 18 Jahre älteren Schwend, Redakteur einer Zeitschrift der Bayerischen Volkspartei, während des Studiums kennengelernt, sich mit ihm angefreundet und 1931 den Auftrag zum Bau für dessen Wohnhaus erhalten. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Schwend ab 1947 in der Bayerischen Staatskanzlei tätig und avancierte zu einem der engsten Mitarbeiter des damaligen Ministerpräsidenten Hans Ehard. Dadurch erhielt Ruf gute Kontakte zur Bayerischen Staatsregierung und konnte seine Verbindungen weiter ausbauen.

Als 1958 die Redaktion von Baukunst und Werkform einige „befreundete Architekten“, darunter Richard Neutra, Egon Eiermann, Gerhard Weber, Gio Ponti, Werner Düttmann, Philip Johnson und Sep Ruf bat, ihren ersten Schritt in die Selbstständigkeit zu schildern, gab Sep Ruf seinem ersten Bauherrn Karl Schwend das Wort:

Download PDF Baukunst und Werkform 1959, H. 1, Architeken – und ihr erster Auftrag, S. 3–6
(Sep Ruf, S. 5)

„Mehr als 25 Jahre sind es nun her, daß mein Haus in Bogenhausen in München steht. Mancherlei Ursachen waren es, die mich damals veranlassten, mein altes Haus drüben in Schwabing aufzugeben und neu zu bauen. Meine Baulust wurde geweckt durch den Umgang mit einem jungen Architekten, der von einer glühenden Liebe zu seinem Beruf erfüllt und voller Ideen war. Es war der junge Sep Ruf, der eben sein Studium an der TH hinter sich gebracht hatte. Die Begegnung mit ihm, die bald zu einer Freundschaft heranwuchs, fügte es, daß ich sein erster Bauherr wurde.

Ein Haus ist keine Kleinigkeit, weder für den, der es baut, noch für den, der darin wohnen soll; und so nahmen wir unser Vorhaben sehr ernst, der Baumeister und der Bauherr. Aus langen Gesprächen, die weit über das konkrete Projekt hinaus gingen und sich mit dem Haus als Wesen befassten, entstand im Geiste und auf dem Plan das Haus, das uns nicht nur beherbergen, sondern für den Freund den Sprung vom Reißbrett in die gebaute Wirklichkeit bedeuten sollte. Eine Bauidee möglichst ungebrochen zu verwirklichen, ohne dadurch den Zweck des Bauens irgendwie außer acht zu lassen, dies war die Vorstellung des ersten Bauherrn Sep Rufs über den Bauherrn überhaupt. Das scheint wichtig für ein gesundes und richtiges Bauen, denn die Sünden der Bauherren sind immer noch größer als die Sünden der Architekten und die Bausünden rächen sich bis ins 3. und 4. Glied.

Aber der junge Sep Ruf ließ sich schon nicht mißbrauchen. Mit unerbittlicher Zähigkeit und Strenge kämpfte er bei den Behörden für das Wagnis dieses seines ersten Hauses mit seinem Flachdach und mit seinem für damalige Anschauung sehr viel Glas. Heute wird man lächeln und es kaum verstehen, daß eine uns harmlos erscheinende Sache damals eine kämpferische Angelegenheit war. Tiefer gesehen war es doch nicht selbstverständlich, sondern gleichzeitig ein Signal für den am Anfang seines Schaffens stehenden Architekten, daß der Weg, den sein Wirken einschlug, ein kämpferischer sein werde und sein müsse.“

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Beitragsfoto: © Christa Cammerer

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